Stärkung des Teamgeistes und der Innovation durch Präsenzregeln: Eine kritische Betrachtung

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung
  2. Aktuelle Homeoffice-Regelungen in der Schweiz
  3. Strengere Präsenzregeln bei Schweizer Unternehmen
  4. Internationale Tendenzen zur Büropflicht
  5. Die Bedeutung von Homeoffice für Arbeitnehmer
  6. Flexible Arbeitsmodelle: Ein Balanceakt
  7. Zusammenfassung

1. Einführung

Während der COVID-19-Pandemie hat sich das Homeoffice in vielen Branchen etabliert und zahlreiche Unternehmen haben ihre Arbeitsmodelle flexibel gestaltet. Mit dem Rückgang der Pandemie verschärfen jedoch einige Unternehmen ihre Präsenzregeln wieder. Das Ziel ist klar: Durch verstärkte physische Präsenz sollen Teamgeist und Innovation gefördert werden. Experten warnen jedoch, dass dies das Gegenteil bewirken könnte.

2. Aktuelle Homeoffice-Regelungen in der Schweiz

Viele Schweizer Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern mehrere Tage Homeoffice pro Woche. Bei Swisscom etwa besteht an nur zwei Tagen pro Woche Präsenzpflicht, während an den restlichen Tagen von zu Hause aus gearbeitet werden kann. Diese Regelungen bieten den Mitarbeitern Flexibilität und ermöglichen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

3. Strengere Präsenzregeln bei Schweizer Unternehmen

Trotz dieser Flexibilität haben einige Unternehmen ihre während der Pandemie gelockerten Regelungen wieder gestrafft. So hat die Swatch Group kürzlich ihre Coworking-Spaces geschlossen, die den Mitarbeitern zur Verfügung standen, um in der Nähe ihres Wohnorts zu arbeiten. Nun müssen viele Mitarbeiter wieder längere Wege in Kauf nehmen, um zu den Hauptstandorten wie Biel zu gelangen. Swatch glaubt, dass dies die Teamarbeit stärkt.

Auch Novartis hat seine Richtlinie geändert. Der Pharmakonzern verlangt nun einen Büro-Mindestanteil von 60 Prozent, statt den Mitarbeitern die freie Wahl des Arbeitsortes zu überlassen. Swisscom war ebenfalls flexibler: Bis 2023 konnten die Angestellten nur einen Tag pro Woche im Büro arbeiten. Beide Unternehmen betonen, dass gemeinsame Zeit am Arbeitsplatz wichtig für die Arbeitskultur sei.

4. Internationale Tendenzen zur Büropflicht

Der Trend zu strengeren Präsenzregelungen ist nicht auf die Schweiz beschränkt. In Deutschland haben Unternehmen wie SAP und die Deutsche Bank die Büropflicht ausgeweitet. In den USA haben Technologiekonzerne wie Google und Facebook, aber auch die Telekonferenz-Anbieterin Zoom, das Homeoffice eingeschränkt.

5. Die Bedeutung von Homeoffice für Arbeitnehmer

Laut dem Ökonomen Marius Osterfeld, der für den Verband Swissstaffing zur Arbeitswelt forscht, ist dieser Trend zweischneidig. „Wer sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren will, muss flexible Arbeitsmöglichkeiten anbieten“, betont Osterfeld. Eine repräsentative Umfrage von Swissstaffing zeigt, dass für 51 Prozent der Schweizer Erwerbstätigen Homeoffice und ortsunabhängiges Arbeiten ein wichtiges Kriterium bei der Jobwahl sind. Daher weisen Unternehmen in ihren Stellenausschreibungen vermehrt explizit auf Homeoffice-Optionen hin.

Roberto Laezza, der CEO von Planova Human Capital AG, bestätigt diese Entwicklung, dass Flexible Arbeitsmodelle für die moderne Arbeitswelt unerlässlich sind und das die  Erfahrung gezeigt hat, dass Mitarbeiter, die die Möglichkeit haben, von zu Hause aus zu arbeiten, zufriedener und oft auch produktiver sind.

6. Flexible Arbeitsmodelle: Ein Balanceakt

Homeoffice ist aus der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. Laut dem Bundesamt für Statistik erledigen 10 Prozent der Erwerbstätigen mehr als die Hälfte ihrer Arbeit von zu Hause aus. Weitere 27 Prozent machen „regelmäßig“ oder „gelegentlich“ sogenannte Teleheimarbeit. Diese Anteile haben sich seit der Pandemie stark erhöht.

Studien belegen, dass viele Beschäftigte sich mehr Homeoffice wünschen. Doch Unternehmen machen die Erfahrung, dass der informelle Austausch darunter leidet. Laut Johann Weichbrodt von der Fachhochschule Nordwestschweiz befinden sich viele Unternehmen in einer Findungsphase. „Die meisten Beschäftigten wünschen sich mehr Homeoffice. Doch in den Firmen wird auch die Erfahrung gemacht, dass dadurch der informelle Austausch leidet“, so Weichbrodt. Eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeiter und den Anforderungen der Unternehmen ist notwendig, da in der Forschung nicht eindeutig bewiesen ist, welche Arbeitsform produktiver ist.

Weichbrodt schätzt, dass sich Homeoffice und Büropräsenz künftig ungefähr im Verhältnis 50 zu 50 einpendeln werden – jedenfalls bei den Tätigkeiten, bei denen das möglich ist. Einheitliche Präsenzregelungen für alle Abteilungen hält er für problematisch. Ein teambasierter Ansatz, bei dem die Firma grobe Leitlinien vorgibt und die Teams Details unter sich regeln, ist seiner Meinung nach am effektivsten.

Schindler verfolgt jedoch einen anderen Ansatz. Die neuen Präsenzregeln gelten für alle Abteilungen und wurden aus „Solidarität“ mit den rund 70 Prozent der Mitarbeiter eingeführt, die in der Produktion oder im Feld arbeiten und kein Homeoffice machen können. Diese Mitarbeiter seien das Gesicht des Unternehmens, da sie vor Ort bei den Kunden arbeiten.

7. Zusammenfassung

Die Verschärfung der Präsenzregeln in vielen Unternehmen zielt darauf ab, Teamgeist und Innovation zu stärken. Allerdings warnen Experten, dass dies negative Auswirkungen haben könnte, da flexible Arbeitsmodelle für viele Arbeitnehmer attraktiv sind. Eine Balance zwischen Homeoffice und Büropräsenz scheint der Schlüssel zu sein, um sowohl die Bedürfnisse der Mitarbeiter als auch die Anforderungen der Unternehmen zu erfüllen. Der teambasierte Ansatz, bei dem Teams die Flexibilität haben, ihre Arbeitsweise zu gestalten, könnte hierbei eine sinnvolle Lösung darstellen.